Geisterspiel

Achtzigtausend
fasst die Arena,
und auf dem Rasen
ein Fußballspiel.

Aber die Ränge
sind leer, kein
Jubel, Motzen, Toben –
hier singt nur noch der Wind.
Der Stille ein Ausrufezeichen.

Die Schreie der Gefoulten
hallen wie B-Movies
durch den absurd
öden Tempel.

Achtzigtausend
fasst die Arena,
und auf dem Rasen
ein Fußballspiel.

Eine Mannschaft
schießt ein Tor.
Die andere auch.
Rote Karte.
Elfmeter.

Ohne ein Geräusch
beginnen sich
die Ränge zu füllen,
nur Schemen zuerst,
achtzigtausend am Ende,
die einfach dasitzen,
ohne Masken, unbewegt,
ein Meer von Nachthemden,
graue Wellenkämme
wie gefrorene Zeit,
die Stille nicht
atmen zu müssen,
erloschen für immer
und die meisten allein,
ohne den Trost einer
haltenden Hand, die
zurückbleibt jetzt
und sich nicht mal
leer fühlen kann –

der Versuch
zu begreifen
eine Wüste,
eine sternlose Nacht,
zwei Gegentore
in der Nachspielzeit ...

Achtzigtausend
fasst die Arena,
und auf dem Rasen
ein Fußballspiel.

Als würde es
die Toten
auf den Tribünen
nicht geben.

 

Gedichte sind keine Mühsal der Interpretation wie uns die Schule sie lehrte. Gedichte sind eine Möglichkeit nach Fragen zu suchen unseren Platz im Leben zu finden.